Der Barock kam in Portugal zwar später als im übrigen Europa an, zeigte sich aber auch hier all seiner Pracht.
Unter dem Eindruck der Gegenreformation ist der Barock in Rom als Mittel zur Behauptung der Macht der großen absolutistischen Monarchien und der katholischen Kirche entstanden, dabei nutzte er luxuriöse Materialien und Techniken, um die Massen zu begeistern, zu verblüffen, zu verzaubern und zu betören, und dies in einer künstlerischen Anwendung, die von einer zum Spektakulären neigenden Grandiosität geprägt war.
Unter der Herrschaft von König Johann V. in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebte der Barock in Portugal seine größte Blütezeit. Äußerlich beeindruckten die Monumente durch ihre spektakuläre Größe, während die Innenräume mit einer Fülle von vergoldeten Holzarbeiten und Fliesen verblüffend reich verziert waren. Auch in der Bildhauerei, der Malerei, der Keramik, den Möbeln, Textilien und dem Schmuck, den Verkehrsmitteln und der Stadtplanung kommt der Barock unmissverständlich zum Ausdruck, wobei dynamische Kompositionen durch emotionale Spannung und den Naturalismus der Figuren verstärkt werden.
Obschon das Erdbeben von 1755 viele Gebäude dieses Stils zerstörte, ist das, was bis heute erhalten geblieben ist, immer noch beeindruckend. Begeben wir uns auf eine Reise durch die faszinierenden Ikonen, die das „Goldene Zeitalter“ Lissabons veranschaulichen.
Im 17. Jahrhundert erholte sich Lissabon langsam, aber sicher von den durch das Erdbeben von 1531 verursachten Schäden und etablierte sich als eine der führenden Städte Europas. Vor diesem Hintergrund begann der Barockstil, die Architektur sowie die sakrale Kunst und im Allgemeinen das kulturelle Leben der Stadt zu prägen. Einer der Hauptvertreter des Barocks in Lissabon war der Baukünstler João Antunes, der für mehrere emblematische Werke verantwortlich zeichnet, wie die Kirche São Roque, die im 16. Jahrhundert erbaut und im 17. Jh. renoviert wurde. Dieses Gotteshaus gilt als eines der Paradebeispiele barocker Architektur in Portugal. Hinter seiner schlichten Fassade verbirgt sich ein atemberaubender Innenraum, der mit vergoldeten Holzarbeiten, Fliesen und sakralen Kunstwerken reich verziert ist.
Nach dem verheerenden Erdbeben von 1755, das einen Großteil Lissabons dem Erdboden gleichmachte, darunter auch viele Barockbauten, wurde der Wiederaufbau der Stadt vom Marquis de Pombal, dem mächtigen Minister von König Josef I., eingeleitet. In dieser Wiederaufbauphase entstand die so genannte "Pombalinische Stadt", die sich durch eine innovative Stadtplanung und die Einführung von Maßnahmen zur Erdbebensicherheit auszeichnete. Die pombalinische Stadt wurde mit breiten, geradlinigen Straßen, Gebäuden mit verstärkten Strukturen und einer neuen Architektur entworfen, welche die Ideale der Aufklärung widerspiegelte.
Im 18. Jahrhundert prägte der Barock Lissabon weiterhin mit grandiosen Bauwerken wie dem Konvent von Mafra, das von König Johann V. in Auftrag gegeben wurde. Dieser riesige Komplex umfasst einen Palast, ein Kloster, eine Basilika und eine der wichtigsten Bibliotheken des Landes. Der Palast von Mafra wiederum ist mit seiner imposanten Fassade und den reich verzierten Innenräumen ein Meisterwerk der Barockarchitektur. Ein weiterer Höhepunkt barocker Architektur in Portugal ist der Queluz-Palast, welcher im 18. Jahrhundert erbaut wurde und Elemente des Barock, des Rokoko und des Neoklassizismus zu einer einzigartigen und beeindruckenden Ästhetik verbindet.
Auch die Kirchen Lissabons spielten eine wichtige Rolle bei der Ausprägung des Barockstils. Viele Kirchen und Kapellen waren reich mit vergoldeten Holzarbeiten, Fliesen, Gemälden und barocken Skulpturen geschmückt. Darüber hinaus entwickelte sich Lissabon während der Barockzeit zu einem Zentrum für die Herstellung von kostbarem Schmuck und Kunstgegenständen und trug so zum Wohlstand und zur Blüte der dekorativen Künste in Portugal bei.
Trotz der Tragödie des Erdbebens von 1755 haben viele der barocken Monumente die Katastrophe überstanden und können noch heute bewundert werden, zeugen sie doch vom kulturellen und künstlerischen Reichtum dieser faszinierenden Epoche in der Geschichte Lissabons.
1. Musizierender Engel: Eine in der Barockkunst, insonderheit in religiösen Skulpturen und Gemälden, häufig anzutreffende Darstellung von Engeln, die Musikinstrumente spielen und die himmlische Anbetung symbolisieren.
2. Fliesen: Kleine glasierte Keramikteile, die in der Regel mit bunten Mustern verziert sind und in der Barockzeit häufig zur Dekoration von Fassaden, Gebäudeinnenräumen und sogar Kunsttafeln eingesetzt wurden.
3. Basilika: Eine christliche Kirche, die in der Regel einen länglichen Grundriss mit einem hohen Mittelschiff und einem oder mehreren Seitenschiffen aufweist und häufig für feierliche Zeremonien genutzt wird.
4. Altarraum: Der heiligste Teil einer Kirche, welcher sich in der Regel im hinteren Teil des Gotteshauses befindet und in dem sich der Hauptaltar und die wichtigsten liturgischen Elemente befinden.
5. Glocken: in Kirchtürmen und öffentlichen Gebäuden installierte Glockengruppe, die zum Spielen von Melodien und akustischem Anzeigen der Zeit verwendet wird und gerade im Barock ein häufiges Merkmal der städtischen Klanglandschaft war.
6. Wappenstein: architektonisches Element in Form eines Medaillons oder Schildes, das häufig zur Darstellung von Inschriften, Wappen oder symbolischen Darstellungen an Barockbauten verwendet wird.
7. Brunnen: Eine oft verzierte architektonische Struktur, die als öffentlicher Wasserbrunnen dient, häufig auf Plätzen im Stadtkern während der Barockzeit zu finden.
8. Kreuzgang: Der Innenhof eines Klosters, der in der Regel von Säulen oder Arkaden gesäumt ist und von den Mönchen und Nonnen als Raum für Kontemplation und Meditation genutzt wird.
9. Kloster: religiöses Gebäude, in dem die Mitglieder eines Ordens leben und ihr religiöses Leben ausüben, oft in Verbindung mit Kirchen, Klöstern, Kapitelsälen und anderen Einrichtungen.
10. Kruzifix: Darstellung von Jesus Christus am Kreuz, ein zentrales Bild in der sakralen Kunst des Barocks, nicht selten kunstvoll in Holz oder Metall geschnitzt und mit vergoldeten Details verziert.
11. Stuck: dekorative Technik, bei der Gips oder Mörtel in Form von ornamentalen Reliefs an Wänden und Decken aufgetragen wird. Er wird häufig für die Gestaltung kunstvoller dekorativer Details in barocken Innenräumen verwendet.
12. Wachturm: architektonisches Bauwerk in Form eines Turms oder einer Kuppel, das häufig als Aussichtspunkt oder zur Präsentation von Glocken in Barockkirchen eingesetzt wird.
13. Leuchter: Ein kunstvoll verzierter Kronleuchter oder Kandelaber, der von der Decke von Kirchen und Kapellen herabhängt, nicht selten aus vergoldetem oder versilbertem Metall, mit Kerzen oder Lampen, die den Raum während des Gottesdienstes erleuchten.
14. Misericórdia (Caritas): Eine religiöse und karitative Einrichtung, die in der Barockzeit soziale Hilfe und medizinische Versorgung für Bedürftige bereitstellte und oft mit Krankenhäusern und Kapellen verbunden war.
15. Florale Motive: Von der Natur inspirierte dekorative Elemente wie Blumen, Blätter und Früchte, die im Barock zahlreich in Gemälden, Skulpturen und architektonischen Ornamenten verwendet wurden.
16. Neoklassizismus: Ein architektonischer und künstlerischer Stil, der am Ende der Barockzeit entstand und sich an den Idealen der klassischen griechisch-römischen Antike inspirierte und sich durch Schlichtheit, Harmonie und ausgewogene Proportionen auszeichnet.
17. Oratorium1: Ein kleiner Altar oder eine private Kapelle, die sich oft in Privathäusern befand und in der die Gläubigen ihre Religion in der Privatsphäre ausüben konnten.
18. Oratorium2: Eine Gattung von Vokal- und Instrumentalmusik, die in der Regel für die Aufführung in Oratorien komponiert wurde und religiöse und erzählerische Themen behandelte.
19. Palast: Ein luxuriöses Gebäude, das in der Regel mit dem Königshaus oder dem Adel in Verbindung gebracht wird und als offizielle Residenz des Monarchen bzw. anderer wichtiger Persönlichkeiten wie Adligen und Botschaftern dient.
20. Prozession: Eine religiöse Zeremonie, bei der die Gläubigen durch die Straßen einer Stadt ziehen, heilige Bilder vor sich tragen sowie Gebete und Gesänge vortragen, eine übliche Praxis bei religiösen Festen und barocken Feiern in Lissabon.
21. Kanzel: Eine erhöhte Struktur in einer Kirche oder Kapelle, in der Regel aus Holz oder Stein, von der aus ein Geistlicher während der Gottesdienste predigt oder Lesungen hält.
22. Altarbild: Dekoratives Gebilde hinter dem Hauptaltar einer Kirche, das oft aus mehreren Gemälden, Skulpturen oder Reliefs besteht, die in der Regel religiöse Szenen darstellen.
23. Rokoko: künstlerische Stilrichtung, die sich als Weiterentwicklung des Spätbarocks entwickelt hat und sich durch größere Leichtigkeit, Eleganz und den verstärkten Einsatz von dekorativen Elementen wie Blättern, Muscheln und floralen Motiven auszeichnet.
24. Sakristei: Raum in einer Kirche, in dem liturgische Gewänder, heilige Gegenstände und die für die Feier religiöser Zeremonien erforderlichen Elemente aufbewahrt werden.
25. Vergoldete Holzschnitzerei: Eine in der Barockzeit weit verbreitete Technik der Holzschnitzerei, die durch die reichliche Verwendung von Blattgold gekennzeichnet ist.
26. Trompe-l'oeil: Eine künstlerische Technik, die die Illusion von Tiefe und Dreidimensionalität in Gemälden oder Skulpturen erzeugt und vielfach zur Dekoration von Decken und Wänden in barocken Kirchen und Palästen eingesetzt wurde.